Die Zeit vergeht nicht schnell, sie vergeht einfach so. Durch die schlechtesten Tage und durch die besten hindurch. Immer gleiches Tempo. Mal sagen: Die Zeit macht gar nichts. Es sei denn, sie wird erhört. Hamburgs Band HELGOLAND hörten wir zuletzt 2016. Im Westwerk spielten sie mit den Metren und Gefühlen des Rock und der reagierte atypisch, gekitzelt, traktiert, gestaucht und gedehnt. Und das macht einen Unterschied.

Die Erinnerung an das Konzert bringt Bilder von zwei einander körperlich sanft zugewandten und geistig sehr zugeneigten Musikern, deren Sache das auf gefährliche Geschwindigkeit hochgeschraubte Zermahlen aller Angelegenheiten bis auf die des allerletzten Wortes ist. Gebt das letzte Wort den Richtern. Gebt die Zeit der Uhr. Nehmt das lauteste Schweigen, nehmt Burr/Avantario, Avantario/Burr an Bass/Schlagzeug, Schlagzeug/Bass. Virtuose Gegner des Verschwindens, dort draußen, wo See und Wind um ihre Habe kämpfen. 2023 sind Helgoland jetzt wieder als Trio zusammen, mit einem echten Olaf Runge am Keyboard. Das erste gemeinsame Konzert, der erste Auftritt seit 2018. Gemeinsam wird es wie das erste Mal, 1993, als Helgoland gegründet wurde. Wie die Zeit vergeht. Welche einsame Insel würden Sie denn gerne mitnehmen zu ihrer Lieblingsband?

Und da sind UR! GELLER. Eine weitere zum Phänomen neigende Mischung aus Hyperaufmerksamkeit und Megadefizit. Eine weitere seit Jahrzehnten beste Band
aus Hamburg und von den Wiesen drumherum. Wie Helgoland eine Band voller magnifizienter Eigenschaften. Alle wissen, dass UR! GELLER eine Bombe sind.
Aber wussten Sie, dass diese Band, nur durch ihren stechenden kollektiven Blick, ein
i zu einem ! verbogen hat? Und wussten Sie, dass die Musikrichtung New Aged Music soeben nur für diese Band und ihr bald erscheinendes Debüt-Album erfunden wurde? So sieht es aus.