WESTWERK.

WESTWERK.

The element of slime.

In ihren jüngeren Arbeiten geht Anik Lazar der Faszination von Schmier- und Gleitmitteln und deren Konnotationen nach. Für die Ausstellung im Westwerk wird Lazar speziell hierfür entstandene Arbeiten aus ihrer Malereiserie »Slime Studies« mit ihren neuen Werkreihen »Halo« (Malerei) und »Tonnen Fett«
(Skulptur) verbinden.

In ihrer Serie »Slime Studies« widmet sich Lazar
dem in sozialen Medien glamourös gehypten Slime (Spielzeugschleim) und hält Momentaufnahmen der viskosen Substanz mit minutiös gemalten Portraits
in ihrer schrillen Farbigkeit fest. Als Werktitel dienen
ihr im Sinne eines Readymades die fantasievollen Produktnamen, die ein Schlaglicht auf das Marketing hinter dem bei ihr nur repräsentierten Verkaufs-phänomen werfen.

Als malerische Dokumentation des im Verschwinden begriffenen Phänomens des Individualverkehrs mittels fossiler Brennstoffe untersucht Lazar mit der »Halo«-Serie ölig schillernde Erscheinungen auf nassem Asphalt, die Regenbogenfarben auf ihren dunklen Untergrund zaubern. Entlarven die »Slime-Studies«
das Abgründige im Schönen, so entdecken wir hier
das Schöne im Abgründigen.

Basis der Werke aus der Serie »Tonnen Fett« sind Metallfässer, wie sie als Schmiermitteltonnen in Autowerkstätten herumstehen. Die alten Ölfässer bekommen einen Swirl aus Glas eingesetzt, der mal unergründliche klebrig dunkle Tiefen aufruft, mal
den rosafarbenen Inhalt einer Cremedose evoziert, durch den Glanz des Materials ästhetisch inszeniert wie in einer Kosmetikwerbung für Feuchtigkeitscremes. Durch die Platzierung der vermeintlich weichen Strudel in zerbeulten Öltonnen, werden sie als überhöhtes Schmierfett lesbar und ein mechanisch-tribologischer Zusammenhang suggeriert.

Dabei stellen sich unerwartete Sinnzusammen-hänge ein zwischen Tribologie – also der Lehre von Reibung, Schmieren und dem Verschleiß von auf-einander einwirkenden Oberflächen –, der Marketing-Idee von Anti-Aging als Konservierung und Optimie-rung menschlicher Haut und der kindlichen Freude
an Glibber.

2024

Eröffnung | Donnerstag | 27. Juni 2024 | 19 Uhr

28. Juni–7. Juli  | Di–Fr 16–19 Uhr | Sa/So 12–19 Uhr

ADMIplus-Festival | 5. und 6. Juli | open end

Künstlerinnentalk

Do | 4. Juli 2024 | 19 Uhr

mit Stefanie Busold

Anik Lazar

TRIBOLOGY

Anik Lazar (* 1982 in Frankfurt am Main) stu-dierte an der HfBK vor allem bei Hanne Loreck, Anselm Reyle und Norbert Schwontkowski.
Sie nahm bereits an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen u. a. in Hamburg, Berlin, New York und Busan teil und ist mehrfach als Stipendiatin ausgezeichnet, zuletzt durch das Zukunftsstipendium der Behörde für Kultur und Medien in Kooperation mit der Hamburgischen Kulturstiftung und dem Berufsverband bildender Künstler*innen (2021). Lazar lebt und arbeitet
in Hamburg.