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So tun als ob.
Es rast also alles an uns vorbei. Okay, cool. Gedanke aus dem Kulturverein: Gut so.
Können die unendlichen Geschichten mal ausreden. Da wächst der Rap, das unbeendete Geschäft, das Wort immer am Anfang wie Kristof Schreuf sein »Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarettenfabrik«, vom prächtigen Boom-Beat zum lächerlichen Rap-Krieg.
Und lassen die Künste sich nicht eigentlich zu leicht unterbrechen und stoppen? Per Dekret
im Parlament, auf Wink vom Präsident oder mit der eigenen Fingerspitze auf Stopify? Im Streamingabo ist die Starttaste defekt, in ihr ist eine Stoptaste versteckt, die nächste Wahl
spottet der Wahl davor, fühlt sich an wie invertierte Bewegung, klingt wie »Keep on stopping
in the free world«. Von Neil Old.
Da reist der Textor an, auf seinem zweiten Soloalbum auf Grönland Records, »So tun als ob«, zum xyzten grandiosen Male seit den legendären Kinderzimmer Productions, dem besten deut-schen Rap Duo forever and ever and ever und spottet sich frei: »Komm her«, lächelt er, »leg ab«.
Und lockt die MCs wieder hin zu seinem Schafott: »Da draußen ist es grausam abstrakt.«
Nirgends lyrische Sicherheit. Mit Wortschatz, gereimt und gefedert wie von Q Tip und Slick Rick nach Studium in Ulm, geht der Textor auf Award Tour und jedem Geschwurbel an die Gurgel: »Reichst du mir das Wasser, bitte? Bist du so gut?«, fragt der Textor auf Kinderzimmers Riesenmeisterwerk »Todesverachtung to Go« und heute heißt die Antwort noch mehr »nein« als 2020, aber es kommt noch schlimmer für die Rapper im Zirkus Minimus, Daumen runter von den Emporen, Daumen hoch für »So tun als ob« vor den Toren. Vielleicht ein rappender Rainald (Goetz), der die Bewegungen der Gehirne verfolgt, oder ein dissender Dietmar (Dath), der die Gehirne der Bewegungen verfolgt. Ein Assoziationswunderkind, »selbstbewusst bis kurz vor arrogant/einfach da wie Graffiti an der Wand«, ein hochkonzentrierter-ADHS-Künstler mit Beats so hot wie das Orchester von Thelonius Monk, auf dass nur nichts den Blick auf das
Klavier versperrt, dem wie beim Wort des Textors unsere ganze Aufmerksamkeit gehört.
»Erst geht nichts/Dann geht’s doch/Ich bin der Größte/da steht’s doch.«
Overseen by KRS Schreuf despite what some may think.
Fotos: Frank Zerban
Support:
DJ Klas
van Hasselt