KREIDLER. Die große Band aus Düsseldorf/
Berlin. Spezialisiert auf Instrumentals,
die schöpfen können. Elektronisch-akustische Instrumentals, wie sozialakustische 3D-Drucker.

Oder waren es, mit Marx auf dem Promo-Foto, 4D? Mindestens 4D. Es gibt eine Menge Stücke
auf Kreidlers 30+ Veröffentlichungen, die haben die Nase so tief in den Angelegenheiten, dass es eine Sache zwischen der Musik und dir wird. Denk noch einmal darüber nach: Wer wollte gleich ruhiger werden, mehr Interesse zeigen, gleichgültiger werden, insistieren? Du oder dieser Klang? Hier kommt Konfrontation: Das Stück »Winter«, natürlich, wegen des Maschinengewehrsounds, raffinierter als Portishead, mit den Geräuschen aus den metallischen Leidensräumen und den unbeteiligten Schritten, wie du und ich am Song entlang. Wieder Schritte auf »Dirty Laundry« vom irre gut klingenden Album »Spells and Daubs«, auch dort das Nebeneinander von Spannung und Entspannung. Lässig eisig. Ist kalt eigentlich schlecht?

Oder die Namen der Songs auf dem Album »Tank«. Kreidler haben das Album schon 2011 hier im Westwerk aufgenommen. Instrumentals mit heute verblüffend prophetischen Titeln. Woran denken wir jetzt bei Songtiteln wie »Gas Giants« oder »Kremlin Rules«? Dazu der Albumname selbst: »Tank«. Dann »New Earth« und »Evil Love«. Das passt mehr als zehn Jahre später doch wie Fäuste in unsere Augen. Über alle Maßen artikuliert für keine Lyrics, mal sagen. Und als wir in Vorbereitung des Konzerts darauf zu sprechen kamen, schrieb Kreidlers Andreas Reihse: »Hahaha, top Pressetext. Prophetisch möchten wir gar nicht sein, zumindest nicht so. Vom Kreml aus rulen könnten doch auch Nina Power, Edward Snowden und Klaus Lederer, zum Beispiel.« Die Welt ist eine Schöpfung.