WESTWERK.

WESTWERK.

Konzert | Freitag | 24. November 2023 | 20:00/20:30 Uhr

Griff ins Weite.

2023

Wie ohnmächtige Beach Boys

da Googie ist der Stagename von Deb Googe. Bekannt ist Googe vor allem als Musikerin der
irisch/britischen Band
My Bloody Valentine, die mit
dem Album »Loveless« 1991 und bis heute weltberühmt wurde. My Bloody Valentine hatten sich Ende der 80er
und Anfang der 90er daran gemacht, Pop- und Rock-musik auseinanderzunehmen und dann durch heftig harmonisierten Lärm und Nebelmelodien ein neues, sanft
narkotisiertes Selbstbewusstsein zu geben. Das klang dann prächtig, wie ohnmächtige Beach Boys. Der Sound von My Bloody Valentine schwankte zwischen Über- und Unterzuckerung und lief fortan in den Clubs der Welt:
Auf den umherschleichenden Basslinien von Deb Googe durch die Drones zu tanzen, ist nach wie vor ein Vergnügen. Heute tourt Googe immer noch weltweit, zuletzt mit der
Thursten Moore Group, aber für ihr erstes Soloprojekt da Googie tat sie sich mit Thurston-Moore-Schlagzeuger Jem Doulton von der Londoner Band Too Many Things zusammen, die Doulton mit der Musikerin Marion Andrau hat.

Beide Bands machen sich jetzt für eine kleine Clubtour durch Europa auf, für die eine Debut-Split-EP eingespielt wurde, die auf Konzerten verkauft und signiert wird. Das Westwerk durfte bereits hinhören: Bei da Googie ist der Dub-Einfluss deutlicher geworden und es greift großartig ins Weite. Wir finden, es ist zu spüren, wo Deb Googe herkommt, und immer noch findet sie wunderbare Argumente dafür, dass Musik eine elastische Form ist, was immer der Rechner sagt. Und manchmal – für den Verfasser dieser Zeilen wenigstens – ist auch etwas von der famos verspulten Musik zu hören, die das 90er Duo AR Kane auf ihrem etwas sehr vergessenen Debut »69« gemacht hat.

Das Duo Too Many Things knüpft mit seinem Teil der EP-Aufnahmen vielleicht da an, wo die Grooves des Londoner Labels Mo Wax ebenfalls in den 90ern aufhörten düsterlich zu kreisen oder
wo PJ Harvey später mit »Too bring you my love« begann, so richtig in Schwung zu kommen. Und, Bemerkung am Rande, manchmal fällt es wie in diesem Fall auf: Auch kleine Studio-Produktionen werden opulenter, gleichzeitig werden Tour-besetzungen kleiner. Wie viele Gruppen in diesen Tagen reisen auch Too Many Things ökonomisch
und mit kleinem Besteck und reduzieren ihren
Rock auf alles, was zusammen mit Kim Gordon,
The Doors, Massive Attack, Pop Group und David Lynch in zwei Reisekoffer passt.