WESTWERK.

WESTWERK.

Tiefblauschimmernder Pop.

Pop: Gut für Jabberwocky

Wenn es wie der Blitz an dir vorbeihuscht, könnte es Pop gewesen sein. Husch, machte
das Westwerk und fiel mit den
Dews und mit
Nala Tessloff in das nächste Kaninchenloch,
wo uns sofort Gläser voll dunkler Marmelade und fliegende Klaviere entgegenkamen. Ohne dass wir jemals den Boden erreichten, seltsamerweise. Der Fall mag aber auch in die umgekehrte Richtung geführt haben, die Regale hinauf und ganz nach oben. Denn im Pop verliert sich schnell die Orientierung, die Dinge sehen furchtbar einfach aus, sind aber wunderbar kompliziert.

Bei Nala Tessloff zum Beispiel, eine großartige Sängerin aus Hamburg. Die Aufnahmen zu ihrem Solo-Debut »Daydream« begannen friedlich, zunächst waren alle Instrumente bereit. Zum Beispiel ein glücklich geerbter, sogar mutmaßlich von Leonard Bernstein gespielter Flügel. Aber der stand neben einem Schlagzeug, dessen Metallteile in den 1940ern der Rüstungsindustrie abgerungen wurden und die nun wieder hergegeben werden sollten. Kam gar nicht in Frage! Wenn es gebaut wurde, um dagegen zu sein, wie konnte dieses Instrument nun in den Krieg ziehen? Konnte es nicht. Und blieb für eine wunderbare Produktion von tiefblauschimmerndem Pop an den vordersten Rändern von Soul und Jazz. Organisch, künstlich, minimalistisch, riskant gegen sich selbst und immer in Kontakt mit den großen bittersüßen Stimmen dieser Welt. Stolz wie Sade allem entgegen. Nimm das, Jabberwocky!

Und das Duo Dews. Maurice Meyer und
Pola Levy haben ihr Debut gemacht, auf das
wir geduldig wie die Austern gewartet haben. »Honey from a weed«, ultrasouveräner Pop,
just like Honey. Sinnbildlich gewonnen vom Blütenstaub eines Unkrauts, so übersetzt das Info »weed«, von einem unerwünschten Gewächs also, das sich leicht als der Teil unserer Gesellschaft lesen lässt, der sich sowas Großes nicht zutraut, dem so etwas Glänzendes nicht zusteht, der sich sowas Berauschendes erst rausnehmen musste. Und zack ist es da: In die Weite locken Dews die subalternen Pflanzen, raus aus den Fugen im Gehweg, ins gitarrisch Strudelnde, programmiert Pulsierende und in magnetischen Gesang. Wo Songs mit einem losgehen, aus dem Häuschen, in Melodien, so lang und schön, dass sie dich nicht vergessen. Und sowas wär, in seinen trüben Tagen, auch richtig gut für Jabberwocky.

 

Overseen by KRS Schreuf, despite what some may think.

2024

Konzert | Samstag | 8. Juni 2024 | 20 Uhr

Eintritt gegen Spende