WESTWERK.
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ODD OKODDO ist ein kenianisch-deutsches Duo von
Olith Ratego und Sven Kacirek, das zwischen Nairobi und Hamburg operiert. Ratego zählt zu den großartigsten Sängern Kenias: expressiv, mit hoher Stimme, glasklar und voller Seele. Ratego selbst nennt seine Musik Dodo Blues, nach dem Stil Dodo, dessen Ursprünge an den Ufern des Lake Victoria zu finden sind. Den Namen Odd Okoddo hat das Duo von der fünfsaitigen Okoddo, die Ratego entwirft und baut.
Sven Kacirek ist ein Multiinstrumentalist und Produzent,
der seit vielen Jahren zwischen Hamburg und Kenia pendelt
und immer wieder Aufmerksamkeit erregt durch sein einzigartiges Perkussionsspiel, durch politische Musikprojekte wie »Economic Partnership Agreement« von 2017 und nicht zuletzt durch Kooperationen mit Shabaka Hutchings, Marc Ribot,
F. S. Blumm, John McEntire oder Nils Frahm.
Sven Kacirek im Gespräch mit Tobias Levin:
Wann habt ihr euch als Odd Okoddo gegründet? In Nairobi?
Tabu Osusa, der in Nairobi das Label »Ketebul Music« betreibt, spielte mir vor zwei Jahren, die Vocal Tracks vor, die
er im Ketebul Studio mit Olith Ratego aufgenommen hatte.
Tabu fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, die reinen
Vocal-Aufnahmen zu Stücken auszuarbeiten. Ich habe dann einfach mal angefangen und bin ganz gut reingekommen.
Das Album kommt erst im Oktober, aber was ich hören durfte,
klingt sensationell. Toll, dass ihr es nun schon im Westwerk spielt.
Habt ihr dafür zum ersten Mal zusammengearbeitet?
Wir haben uns über Tabu 2009 kennen gelernt, als ich für
die »Kenya Sessions«-Aufnahmen in Nairobi war. Und Olith
sang auf dem Album die Ballade »Too good to be true«.
Wie habt ihr bei deinem Album »The Kenia Sessions« zusammengearbeitet?
Einen Tag, bevor ich zurückgereist bin, haben wir in einem Hinterhof Mikrofon und portables Aufnahmegerät ausgepackt und den Gesang von Olith aufgenommen. Zu Hause in Hamburg habe ich dann Marimba, Xylofon und Toypiano dazu gespielt. Fertig.
Ihr beschäftigt euch mit Klangformen, die sowohl in der Popmusik,
in modernen Kompositionsformen als auch in traditionellen Musiken vorkommen. Es entsteht eine Art Hypermusik, die sowohl begegnet
als auch verlässt. Gibt es etwas, das Odd Okoddo im Innersten zusammenhält?
Ne, ich glaube nicht. Wir arbeiten ja auch weniger eng zusammen als unabhängig und parallel. Olith überlegt sich Texte, in der Sprache Leo, und Gesangsmelodien. Die nehmen wir dann auf und ich überlege mir anschließend, mit welchem Instrumentarium und welchen Strukturen ich das Material ausarbeite. Es handelt sich also um keine Kooperation im klassischen Band-Sinn. Dafür sind wir einfach zu verschieden und auch die Kommunikation ist natürlich ein Problem,
weil mein Swahili sehr schlecht ist und Oliths Englisch nur unwesentlich besser.
Ihr habt nun schon eine Single in den Frazer Charts. Gleichzeitig macht ihr Theaterarbeiten. Wie organisiert ihr das Leben eines Duos zwischen Nairobi und Hamburg?
Trotz der Entfernung ist das eigentlich kein Problem.
Es ist immer schwierig, ein Visum für Olith zu erhalten,
da er nun mal nicht über das unschätzbare Privileg eines deutschen Reisepasses verfügt. Aber jetzt im August hat es geklappt, weil die VW-Autostadt bzw. das Movimentos Festival den nötigen Druck auf die Botschaft ausgeübt hat. Eine Woche nach dem Konzert im Westwerk spielen wir
beim Nyege-Nyege-Festival in Uganda. Das ist dann wiederum kein Problem, weil ich mit meinem Deutschen Reisepass einfach dort hinfahre, 50 Dollar fürs Visum abdrücke und einreisen darf. Bei der Reisefreiheit zeigt
sich die Power-Imbalance in der Welt sehr deutlich und
der Westen spielt diese Karte auf eine sehr aggressive und nicht nachvollziehbare Art.