WESTWERK.

Westwerk-Verstärker

WESTWERK.

Fotos: Linda Schirmel

»Dir kann alles scheißegal sein, nicht aber 
der Kitsch – dessen SS-hafte Sentimentalität ist die Fähigkeit zur absoluten Kooption – noch das ­Undenkbare. Sobald ein Begriff etwas ­darüber ­versucht, wird daraus industrieller und politischer Profit.«

|    Jan Vogeler

Durch die Zeit ziehen sich unterschiedliche Erzählungen bzw. Enthüllungen vom »Ende der Welt«, beginnend in der frühen Antike und bis in die heutige Kulturindustrie reichend, sind sie stets Elemente der Populärkultur. Es gehört zum Selbstverständnis eines jeden Individuums, das eigene Ende begreifen zu wollen. Und für eine Gesellschaft ist diese Fragestellung in einem viel weiteren Maße gültig.

Leonid Kharlamov interessiert, auf was ein solcher Unter-gang im sozialen Kontext hindeutet und was er bedeutet.
Und wie wird er künstlerisch dargestellt, wie wird er enthüllt? In Zeiten der politischen und religiösen Umwälzungen ist
das Interesse an apokalyptischen Themen stets groß, die Erwartung eines Weltgerichts, des Weltendes, eines jüngsten Tags, eines jüngsten Gerichts drücken sich vielgestaltig aus.

Leonid Kharlamov verwendet als Orientierung die 14 Holzdrucke aus Albrecht Dürers »Die heimlich offenbarung iohannis«, lateinisch »Apocalipsis cum figuris«. Geplant
sind dementsprechend 14 großformatige Malereien. Sie werden einerseits durch Dürers grafische Arbeiten inspiriert, andererseits zeitgenössisch gemalt sein, sodass die Ver-bindungen zwischen unserer Epoche und der Renaissance sichtbar werden – ein analytischer wie emotionaler Blickwinkel.

Ausgestellt werden die Malereien als Installation, gemeinsam mit einer klanglichen Illustration. Diese wird
aus einem Radiosender bestehen, der uns Tag und Nacht
mit Diskussionen über das Geschehen, über Utopien, das Fassungslose beschallen wird. Unterbrochen wird dieser Strom des Kriegs der Informationen nur durch gelegentliche Performances verschiedener Künstler und Künstlerinnen und geheime nächtliche Kinovorstellungen im Dunkel der Bar.

Die Ausstellung soll ein Ort der direkten, unvermittelten Kommunikation werden, vergleichbar mit eine Kirche, einer »Kirche der Unterschiedlichkeit«, in der ein Zwischenspiel des Sakralen und Sozialen passiert. Eine Dokumentation und ein Katalog zur Ausstellung sind in Arbeit.

 

Leonid Kharlamov

Der dritte Teil des Tages

Malerei, Objekt, Radio, Film

Eröffnung | Donnerstag | 21. April 2022 | 19 Uhr

Ausstellung | 22. April bis 1. Mai 2022 | täglich 15–21 Uhr

Freitag | 22. April | 21 Uhr

Prozession zu St. Nikolai

23., 24., 29. und 30. April

22 Uhr | Kino | Eintritt frei

So | 1. Mai 2022 | 21 Uhr

Konzert/Lesung mit Leonid Kharlamov und Monk Tati

Rahmenprogramm

PEACE2022 | ARTISTS AGAINST THE WAR

A digital program of peace/anti-war statements made by 315 artists from 25 countries. Curator Josef Ka.