WESTWERK.

Westwerk-Verstärker

WESTWERK.

Eröffnung | Mittwoch | 22. Juni 2022 | 18 Uhr

Ausstellung | 23. Juni bis 3. Juli 2022

Dienstag bis Freitag 1619 Uhr | Samstag/Sonntag 1216 Uhr

Finissage | 3. Juli 2022 | Sonntag 1216 Uhr

Justine Otto geht es in ihrem Schaffensprozess vor allem
um die Malerei an sich. Ihr Malstil hat sich im Lauf der Zeit ständig weiterentwickelt, ist aber schon lange unverkennbar eigen. Ihre typische Farbpalette, Pinselführung und Drama-turgie, aber auch die Zerlegung des Sujets in bestimmte einzelne, ornamental wirkende Formen, machen ihre außer-ordentliche Malerei aus. Der ständige Wechsel zwischen figürlich und abstrakt ist virtuos. Brechen und neu zusammen-fügen ist ihr Mantra, gewürzt mit einer Prise Pop.

Ihre Freude an surrealer Erfindung von Formen und Kompositionen ist dabei unverkennbar. Obwohl das gegen-ständliche Sujet erhalten bleibt, muss es doch hinter malerische Entscheidungen wie Lichtführung oder Kompositionen zurück-treten. Dafür verzichtet Justine Otto auf Eindeutigkeit. Mit wenigen Pinselstrichen vermag sie ein gerade soweit reichendes Angebot zu formulieren, dass unsere Wahrnehmung nicht in ein grundsätzliches Zweifeln umschlägt. Denn die Welt des Gegenständlichen ist mit ihrem suggestiven, verwirrenden Charakter uneindeutiger, als wir gemeinhin wahrhaben möchten. In Justine Ottos Malerei stehen alle Ereignisse gleichberechtigt nebeneinander. Erst unser urteilender Blick lässt das ein oder andere gewichtiger erscheinen.

Justines Gemälde entstehen über Zeichnungen und darauf-folgenden Collagen. Das »Gerüst« oder die Idee werden durch ihre Malerei belebt, die sie beliebig umändern kann. Oft malt sie nach alten Schwarzweißfotos von »Machtpersonen« oder »Mythen« des Wilden Westens ihre abstrakten Helden. Ihre Gemälde sind wie Kompositionen, wie auch die Bilder von den Musikern mit den multiplen Beinen.

Juno Rothaugs Arbeiten entstehen mit dem Ausgangspunkt einer narrativen oder figurativen Idee, die sie den verschie-densten Bereichen ihres Lebens entlehnt, sei es aus der eigenen Biographie oder als Referenz aus Kunstgeschichte, Literatur und Popkultur. Anfangs legt sie den Bildaufbau grob auf dem Malgrund fest, jedoch ohne eine genaue Vorskizze aufzubringen, sondern Schwerpunkte setzend, Beziehungen oder Dynamiken zwischen den einzelnen Elementen erforschend.

Im Malprozess erfolgt dann eine Verschlüsselung und teilweise auch wieder eine Entschlüsselung dieser ursprüng-lichen Idee. Es entsteht ein Wechselspiel von Offenlegen
und Verstecken der Figur, ein Balancieren und aus der Ruhe bringen, Spannung und Entspannung – das Verhandeln dieser Gegensätze mittels der Malerei und ihrer Chiffrierungen sowie das Übersetzen ihrer Beobachtungen der Welt, von Menschen und ihren Beziehungen in Farbschwünge. Nachdem Juno Rothaug die Bestandteile sukzessive demontiert hat, löst sich das Bild von seiner Vorlage der narrativen oder figurativen Idee und wächst in der Dynamik seiner Entstehung. Hinweise auf die Narrative und Figuren, die den Ausgangspunkt darstellen, geben dann die Titel, die zum Teil schmunzeln lassen oder aber auch die sensiblen Zusammenhänge und Beziehungen der Künstlerin zu den ursprünglichen Figuren erahnen lassen.

 

 

Justine Otto, geboren 1974 in Zabrze/Polen, absolvierte von 1996–2003 ihr Studium der freien Malerei an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule, Frankfurt
am Main, bei Professor Peter Angermann und Professor Michael Krebber, das sie als Meisterschülerin abschloss.

 

Juno Rothaug, geboren 1999, lebt und arbeitet in Hamburg. Aktuell studiert sie in der Klasse von Anselm Reyle an der HFBK Hamburg.