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Geboren 1972 als Sohn einer deutschen Schausteller-familie in Talinn. Bauingenieurstudium in Kairo. Nach dem Einsturz einer Brücke in Dubai Flucht nach Transnistrien in die Heimat seiner kulakischen Vor-fahren. Versuch der Etablierung eines »dritten Weges« und Aufbau einer Lowbrow-Bewegung in Tiraspol, deren einziger Protagonist er blieb. 1996 Studium beim Großmeister des polnischen Surrealismus Andrzej Mazur in Warschau. 1997 Abbruch des Studiums mit den legendären Worten »Unpolitischer Kitsch!«. End-gültige Hinwendung nach Westeuropa und Umsiedlung nach Berlin.
Gideon Pirx’ Malerei zeugt von seinen kosmopoliti-schen Erfahrungen und seiner zutiefst humanistischen Haltung, mit der er sich dem scheiternden und fallen-den Individuum widmet. Pirx lebt und arbeitet in Hamburg und St. Petersburg. In den letzten Jahren verbringt Gideon Pirx den Sommer auf dem Balkon einer 2-Raumwohnung in St. Petersburg. Dort ringt er mit sich selbst und nennt es Arbeit. Nach dem Motto: »Wenn’s nichts wirx, ist’s ein Pirx!« zeigt er sein Herz für die Gescheiterten und Gefallenen, egal ob Tier oder Mensch oder Pilz – für Stümper und Tölpel, Morchel und Milchlinge. Und auch wenn die Betrachtung dieser Spezies manch lustigen Kommentar oder gar ein Lachen provoziert, so legt der Künstler doch Wert darauf fest-zustellen, dass der Humor nur ein Neben-, um nicht zu sagen Abfallprodukt sei, und eigentlich das Mitgefühl und der Humunismus im Vordergrund stehen. Und der Versuch, mit malerischen Mitteln aus Fehlleistungen und Absurditäten des menschlichen und tierischen Alltags eine verlässliche Wahrheit herauszuschälen, oder zu pinseln.
Pirx pflegt einen schnellen, expressionistischen Stil, mit oft pastosem Farbauftrag. Auf teilweise großen Formaten (die dann wohl nicht mehr auf dem Balkon entstanden sind) spürt man die Lust am Handwerk und den Spaß an der Freiheit im Umgang mit dem Medium. Auch wenn seine Bildwelten fest im popkulturellen Universum verankert sind – oder besser in einer Art Hippie-Entenhausen –, so bemerkt man doch in letzter Zeit einen stärkeren Hang zum autobiografischen Erzählen. Mit einem doppelten Salto rückwärts ver-bindet Gideon Pirx die Entwicklung der Malerei in
die Materialität und die Möglichkeit des Erfindens
von Geschichten durch Bilder. Gideon Pirx steht kurz davor, eine neue Religionsgemeinschaft ins Leben
zu rufen, deren Philosophie er so zusammenfasst:
Vom Humanismus durch den Humunismus zum Huminismus. So schafft er eine Klammer zwischen
der alten römischen Weisheit des Seneca, »Durch das Dunkel zu den Sternen«, und der etwas neueren Erkenntnis Lenins »Kommunismus ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung«, und wie wir Pirx kennen, bleibt er mal wieder der einzige Anhänger dieser Bewegung, die ihren Ursprung und ihr Ende hat auf einem Balkon eines Plattenbaus im ehemaligen Leningrad. Dort lässt es sich aushalten.