WESTWERK.
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Westwerk wird freundlich unter-
stützt von der Behörde für
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Westwerk ist
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Matthew Partridge
Olivia von Pock
Theodor Yemenis
Wieso direkt erzählen, wenn man das Echo lieber eigen-
willig und exzentrisch um Ecken sendet, um so besser
das Enigmatische an der Liebe, an der Schönheit, am Zerfall und
am Ende auch am eigenen Tode einzufangen? Der Extremfall Ophelia, deren ekstatische Zerrissenheit zwischen den Exigenzen aller Umstehenden und der unermesslichen Liebe sie senkrecht vom gebrochenen Ast in die Fluten des Todes schickte. Die eigene Erinnerung, die sie selber verlor, bleibt einbalsamiert in den eklek-tischen Bildern von verwesenden Blüten in erotisch entblätterten Strömen der Sehnsucht. Elementare Energien haben sich im Garten E eingegraben: Die Erbsünde ergreift ohne Erbarmen die Phantasie und setzt sich in unzähligen Bildnissen eines oder mehrerer verlorener Paradiese fort, in denen die ertrunkene
Figur von Ophelia erst mal als Echo entdunkelt wird.
Matthew Partridge, 2020
Es sind lichtdurchlässige Flüssigseifen, in die Olivia von Pock Farbe schleudert und deren langsames Erstarren sie beobachtet, ohne aktiv in den Prozess einzugreifen. Ihre gefärbten Seifen-häute, in denen Farbe einen sehr ursprünglichen, gewundenen Verlauf aufweist, sehen sehr alt und zugleich sehr zukünftig aus, als kämen sie aus einer noch unerforschten, zeitgedehnten Welt oder einem Fantasy-Land. In Olivia von Pocks installativem
Garten E begegnen sich Schnelligkeit und Langsamkeit in Form
von Skulpturen aus Flüssigseife sowie Gemälden aus Halmen gepaart mit Bauschaum, wildwachsenden Pflanzen und Blumen-porträts. Auf der Suche nach dem Ursprung der Dinge, den Fakten unseres Soseins, verwirbelt sie vermeintlich vertraute Eindrücke ins nahezu Rausch- oder Bruchstückhafte, lässt den Betrachter
in allgemein für sicher erklärten Arealen des Banalen, Profanen, Gewöhnlichen auflaufen.
Matthew Partridge
»Durch die Blume« erblickt, erlebte Energien in den extremen Ecken unseres Sichtfelds. Alles ist fragil – eben wie die scheinbar zufälligen Momente der Betroffenheit, die mich zum Bildmachen bewegen. Oft schaue ich die Fotos erst lange nach deren Ent-stehung an. Dann verbringe ich viel Zeit mit der emotionalen Verortung, Anordnung und Zusammenstellung der Aufnahmen, mit dem Lesen von Verbindungen und Assoziationen. Es geht
um Spuren der eigenen Geschichte, deren bröckelnde, mir ent-schlüpfen wollende Erinnerung ich auffangen und nachzeichnen will. Beim Durchstreifen von Städten und Landschaften lassen mich oft anonyme Collagen, Zeichnungen und Zeichen an Mauern und Tafeln anhalten; seltsame Anordnungen von Stadtmöbeln, vergessenen Objekten, Schildern und Verkabelungen. Meine Sammlung von vernachlässigten Fundsachen und Kulturabfall »Durch die Blume« fügt sich in die Installation Garten E von
Olivia von Pock ein.
* Die Ausstellung findet auf Westwerks Balkon im ersten Stock statt und ist nur bei trockenem Wetter geöffnet. Zeitgleich – und auch bei Regen – zeigen wir Erinnerung hat keine Balken in der Halle.
Ich installiere ein Backdrop in der Kulisse des Garten E
und gebe den Gästen die Möglichkeit davor zu posieren. Dieses Shooting-Concept hinterfragt die Unterscheidung zwischen Betrachter/Besucher und ausgestelltem Kunst-werk. Die Besucher des Garten E werden somit selbst zu kreativen Teilnehmern oder sogar zu Kunstwerken selbst. Meine Aufnahmetechniken beruhen auf den traditionellen Methoden der analogen (Film-)Fotografie. Belichtet wird auf Filmmaterial mit den unterschiedlichsten Kameras, von der Camera Obscura (Lochkamera) über Mittelformat-kameras bis hin zu Aufnahmen mit Großformat- und Plattenkameras. Die Filmaufnahmen werden digitalisiert und weiter bearbeitet. Dieses Hybridverfahren ist sub-stanzieller Bestandteil meiner Ästhetik und bezeichnend für die Ambivalenz des modernen Individuums zwischen Nostalgie und Kritik, Tradition und Innovation, Authen-tizität und Simulation.
Wenn ein inneres Ereignis sich in eine Exkursion verwandelt, wird es dann zum Paradies?