WESTWERK.
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20459 Hamburg
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keiten Westwerks sind barrierefrei
zu erreichen.
Westwerk wird freundlich unter-
stützt von der Behörde für
Kultur und Medien Hamburg.
Westwerk ist
Mitglied im
Ein produktiver – weil kreativer – Gedankengang, kann
ganz unreflektiert beginnen, aber dennoch in einer ausdrücklichen emotionalen Bewertung enden.
Emotional Sculpture ist ein experimentelles dialogisches Work-in-Progress-Projekt, initiiert von Kerstin Behrendt, welches in eine Ausstellung mündet. Hierzu hat sie sieben Künstler:innen eingeladen, sich mit ihr auf unberechenbares (intuitives) Terrain zu begeben. Es wird der Versuch unternommen, über vorgegebene Rahmenbedingungen eine gemeinsame raum-füllende Skulptur entstehen zu lassen, die sich aus Objekten, Fotos, Zeichnungen, Malereien, Videos und Installationen der Mitwirkenden zusammensetzt. Die einzelnen Arbeiten werden somit aus dem ursprünglichen Wirken der jeweiligen Künst-ler:innen und dem Kontext ihrer Entstehung genommen und vor Ort im »Jetzt« in einen neuen Zusammenhang gebracht. Niemand aus der Gruppe wird die Zusammensetzung und Deutung der Beiträge im Vorfeld bestimmen können. Inwieweit lassen sich unterschiedliche Interessen und Perspektiven verbinden? Welcher Respekt ist erforderlich,
um miteinander und nebeneinander zu agieren? Können sich Diskrepanzen und Missverständnisse als fruchtbar erweisen? Können die künstlerischen Prozesse von Anpassung, Duldung oder Widerspruch auch auf andere Systeme übertragen werden? (Politik, Philosophie, Psychologie oder gesellschaft-liches Miteinander?) Durch dieses gemeinsame Agieren ent-steht in unserem Inneren eine Emotional Sculpture. Ob ein WIR entsteht, bleibt mit Spannung abzuwarten. Die ICHs werden sich im Äußeren zeigen.
Auf dieses Konzept lassen sich folgende Künstler:innen ein
und wirken mit:
Friederike Lydia Ahrens ist Abrisskünstlerin und Sammlerin. Sie interessiert sich für Spuren (durch menschliche Eingriffe) in der Stadtlandschaft. Seit Corona-Beginn ist sie besonders von Plastikverpackungsmüll fasziniert. Die materielle Beschaf-fenheit, die Farbe und Form der Plastikfundstücke regen Lydia Ahrens an, diese zu neuen ästhetischen Kompositionen zu-sammenzufügen und in einem neuen Kontext zu generieren. Es entstehen Skulpturen und raumgreifende Installationen.
Corina Ernst verbindet in ihren Malereien Darstellungen von Träumen, Gefühlen, Wünschen, Kindheitserinnerungen und Ängsten zu einer neuen Stimmung. Die Herangehensweise ist unterschiedlich. Ausgangspunkt können alte oder neue eigene Zeichnungen, in Büchern gefundene Bilder, Szenen aus Filmen oder auch ausgedachte Formen und Wesen sein.
Malwin Faber befasst sich in seiner Malerei mit dem Bildraum. Er erzeugt komplexe Synergien aus gestischen Spuren, scharf-kantigen Cutouts, Linien und materiellen Texturen. Raster oder scharfkantige Formen bilden zunächst eine geometrische Ordnung, die im nächsten Moment durch eine gestisch-expressive Malerei übermalt und aufgebrochen wird. Dieser Ausbruch wird schließlich wieder eingefangen und gezähmt. Es entsteht eine sich nicht auflösende Spannung. Raum-installationen mit skulpturalen Objekten sind die Übersetzung eines spannungsgeladenen Bildraums in ein echtes, physisches Raumbild. Diese Installationen bieten die Möglichkeit, im wahrsten Sinne des Wortes in die Bilder einzutauchen.
Sigrun Jakubaschke stellt Objekte und Installationen aus Gips und Kartonage her. Aus einfachen Grundformen entstehen fantastische Konstruktionen, die beispielsweise an Flugobjekte oder planetare Systeme erinnern. In ihren Arbeiten zeigen
sich keine Elemente der Alltagsrealität; sie bleiben in ihrer Funktion und in dem, was sie einmal sein oder bedeuten könnten, unbestimmt. So gewinnen Offenheit für Fantasie
und Assoziationen des Betrachters im Konzept der Hamburger Künstlerin die eigentliche, zentrale Rolle. (Auszüge aus einem Text von André Lindhorst/artbox VII, Osnabrück)
Florian Reckerts Kompositionen aus Licht, Farbe und Materialität als Metapher elementarer Naturgewalten, die Verdichtung der Natur des Dinglichen und des Atmosphäri-schen spielen eine zentrale Rolle in seinen fotografischen Arbeiten und Installationen. Die Poesie der Natur heraus-zufiltern, bedeutet für ihn, den essenziellen Charakter innerer und äußerer Landschaften wahrzunehmen und in eine Komposition von universellem Charakter zu transformieren. Oft übersehene Details als Momentaufnahme des Wirkens der Naturkräfte können beim Betrachten zu neuem Leben erweckt werden.
Janina Santamarina möchte mit ihrer Kunst den Blick auf die Dinge des Alltags schärfen und verändern. Sie formt Objekte, die mit den früheren Funktionen der verwendeten Materialien wenig oder nichts mehr zu tun haben, und erweitert auf
diese Weise den Möglichkeitsraum unserer Erkenntnis und Erfahrung der uns umgebenden Dinge […] das Natürliche,
das Organische interessiert sie. Was hat es mit diesen Netzstrukturen auf sich? Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, dass es sich um ganz »einfache« Materialien handelt: Die Objekte bestehen aus weißen und korallenfarbenen Plastiktüten, verschiedensten Textilien und getragenen Strumpfhosen. Die Künstlerin liebt es, die Betrachter:innen mit ihren Werken zu irritieren […] vermeintlich nicht mehr Gebrauchtes wird zum Träger einer Geschichte von unten. (Katharina Mader)
Kerstin von Holt versucht mit ihren Zeichnungen, in symbol-hafter Form und Farbsprache das menschliche Sein in seinen abgründigen und zerrissenen Positionen aufzuzeigen. Papier, auch Küchenpapier etc. ist für sie das Mittel der Wahl, da es eine Bearbeitung mit vielfältigen Malmitteln, wie Öl, Acryl, Pastell und Kugelschreiber zulässt. Abgesehen von der symbol-haften und verrätselten Idee interessieren sie aber auch die reine Form, die Farbe sowie Strukturen. Meist erarbeitet sie kleinformatige Serien, die jeweils ein Thema, eine Phase beschreiben.
Kerstin Behrendt initiiert dialogische Prozesse mit anderen Künstler:innen und setzt sie in experimentellen Konzepten um. Auf andersartige Weise soll Intuition visualisiert werden. Konkrete Ergebnisse werden über den Weg der unvorherseh-baren Entstehung am Ende sichtbar und damit emotional wahrnehmbar. Die Dringlichkeit des Erahnten gilt es auf andere Lebensbereiche zu übertragen. Die Erweiterung der Sichtweise, die zum dialogischen Verständnis beiträgt, interessiert sie besonders.
Ein dialogisches Experiment mit Malerei, Zeichnung, Objekt, Fotografie, Skulptur, Installation und Performance
Fotos: Kerstin Behrendt